Alexander von Humboldt erklärte einst den Taunus zum schönsten Mittelgebirge der Welt. Evtl. würde er angesichts der Menschenmassen auf dem Feldberggipfel an einem sonnigen Sonntag morgen im Frühjahr seine getroffene Aussage relativieren. Nun weilt der gute Alexander aber schon länger nicht mehr unter uns und wir können ihn nicht fragen. Mein Erfahrungshorizont reicht verglichen mit dem von Humboldts so weit wie eine Eichel Schatten wirft. Dennoch möchte ich dem großen Naturforscher widersprechen.
“Ähhh, Herr von Humboldt…” würde ich sagen, “Verzeihen Sie, aber waren sie schon einmal in der Rhön?” “Aber selbstverständlich junger Mann.” (Junger Mann ist bei 174 Jahren Altersunterschied ok.) “Der Milseburg ist der schönste Berg Deutschlands.” “Den kenne ich nicht, nur Wasserkuppe, Kreuzberg und Pferdskopf.” “Dann, junger Mann, haben sie noch nichts gesehen.”
Oder so ähnlich. Tatsächlich rangiert die Rhön, bzw. das was ich bisher vom Land der offenen Fernen besuchen konnte auf Platz 1 meiner persönlichen Top Five der lohnenswerten Kurzreiseziele. Der Begriff Hügelland mag einen Hinweis darauf geben, was einen erwartet, wenn man auf den Gipfeln von Wasserkuppe oder Kreuzberg steht und seine Blicke schweifen lässt. Die verniedlichende Umschreibung wird dem tatsächlichen Erleben aber nicht gerecht.
“Das Erhabene oder Sublime als Erlebnis von Unermeßlichkeit oder Überwältigung in Natur und Kunst ruft Ehrfurcht, Angst oder Verehrung hervor.”
(Über das Erhabene / Deutsche Guggenheim, Juli 2001)
Wenn ich auf die Rhön hinabschaue komme ich mir dabei vor, wie in einem frühromantischen Gemälde von Caspar David Friedrich. Mehr Weite, Farbe und Licht als man aufzunehmen in der Lage ist. Und bittersüß schmeckt man die Enttäuschung den Moment nicht einfrieren zu können. Wem das zu dick aufgetragen scheint, der sollte mich besser nicht über körperliche Genüsse fabulieren hören.
Und auch wenn es mir nun nicht gelänge ausreichenden Beweis für meine kühne Behauptung geführt zu haben, so hätte ich doch keine mehr schlecht als recht geratene Momentaufnahme, die dem geneigten Betrachter digitales Zeugnis der Schönheit dieser ihres gleichen suchenden Szenerie ablegen könnte.
Selber schauen macht frei!
Anonymous
14. Oktober 2016 19:33
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