Jedes Jahr das Gleiche. Zwischen November und April raffen sich Lycrahelden und Bruchpiloten auf, um am mtb-news.de Winterpokal teilzunehmen. Auch ich versuche Jahr für Jahr aufs Neue, dem inneren Schweinehund, der sich bekanntlich vor Kälte, Dunkelheit und Nässe fürchtet, ein Schnippchen zu schlagen. Mit mäßigem Erfolg. Das bloße Sammeln von Punkten lockt meinen Hund nicht hinter dem warmen Ofen hervor. Vermutlich kann man sich im Rahmen des Winterpokals auch deshalb zu Teams zusammenschließen, denn gemeinsam leidet es sich einfach leichter. Da gehören dann auch frühmorgendliche oder spätnächtliche Aufrufe zum gemeinsamen Sporten dazu. Wem es hilft. Mir nicht!
Tasächlich ist mein Teamspirit ähnlich schwach ausgeprägt, wie mein Hang zum Masochismus. Wie bei Strava kann man Trophäen sammeln. Doch was nutzen diese, wenn ich sie mir nicht zum Einstauben aufs Regal stellen kann? Mit #winterpokal getaggte Bilder sorgen für Likes bei Instagram. Aber auch diese Aussicht zwingt mich nicht aufs Rad. Immerhin kann man Einheiten aus seinem sportlichen Multiversum eintragen. Fürs Radfahren bekommt man pro Einheit (15 Minuten) 2 Punkte, ebenso fürs Laufen, allerdings ergeben erst 20 Minuten Laufen eine Einheit. Für alternative Sportarten gibt es grundsätzlich 2 Punkte, unabhängig der Länge der Einheit. Das kann mitunter etwas frustrieren, wenn man den Tag z.B. in einer Kletterhalle verbracht hat und, sagen wir mal, tatsächlich 3 Stunden kletterte, um 2 krustige Pünktchen abzugreifen.
Meine kritischen Monate sind Dezember und Januar. Das wechselnde Angebot an Weihnachtsmärkten und -feiern, Plätzchen und Lebkuchen, sowie diversen Kinobesuchen lässt keinen Raum, um auch nur einen ernsthaften Gedanken an mehrstündige Sporteinheiten aufkommen zu lassen. Immerhin, in diesem Jahr würze ich meinen sonst kurzen Weg ins Büro mit kleinen Umwegen, so kommen pro Tag bis zu 25 km zusammen, es ist das kleine Vieh, das den meisten Mist macht. Eltern wissen von was ich schreibe. Nur schwitzen ist doof. Nicht nur, weil Winter ist und Erkältungen hinter jeder Wegbiegung lauern. Auch olfaktorisch… dann sitzt man schnell alleine im Großraumbüro, während sich die Kollegen samt Notebook in der Toilette drängeln.
Spätestens kurz nach dem heiligen Abend ist dann aber auch Schluss mit lustig. Man könnte in der stillen Zeit eigentlich Pokalpunkte sammeln wie der Pfarrer Seelen. Auch die Rapha Festive 500 lockt mit Rum und Ehre. Aber der Dreiklang aus Sofa, Plätzchen und Roiboos-Pepper-Lemon-Infusion lockt sirenengleich und müde von des Jahres Mühsal bin ich nur allzu bereit, die Einladung anzunehmen. Und bin ich erstmal akklimatisiert, darf das geschwächte Immunsystem die lang erwartete Erkältungskrankheit durch die Tür schieben. Ist ja dann auch schon egal. Mit etwas Glück geht aber dieser Kelch an mir vorüber.
Für morgen ist Schnee gemeldet und die kommenden Tage bringen Temperaturen weit unter Null. Perfektes Bikewetter würde ich sagen. Die zweite Runde des Winterpokalspiels beginnt.
Anonymous
5. März 2017 11:54
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