Man kann dieser Tage über Vieles den Kopf schütteln und fängt man einmal damit an, hört man so schnell nicht wieder auf. Mich erreichte zum Bleistift gestern ein Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamt. Das Schreiben soll mich über das am 24.10.2018 beschlossene Konzept der Bundesregierung für saubere Luft und die Sicherung der individuellen Mobilität in unseren Städten informieren. Aha… und weiter heißt es dann, dass eine Flottenerneurung einen wirksamen und maßgeblichen Beitrag zur Reduzierung der Fahrzeugemissionen und zu einer Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten beitragen kann. Und deshalb böten Fahrzeughersteller Umtauschprämien, Leasingangebote und Rabattaktionen an, welche man als betroffener Bürger sofort in Anspruch nehmen kann. Dazu, schön prominent oben rechts, URL, Telefonnummern und E-Mail-Adressen von drei deutschen Autobauern, die für ihre Redlichkeit in Sachen Abgaswertermittlung in den letzten 24 Monaten bereits für einiges Kopfschütteln gesorgt haben.
Ist das nun Werbung? Das KBA sagt nein, es handle sich ja lediglich um ein informelles Schreiben (O-Ton).
Aber mal ehrlich, was sagt dieses Schreiben über eine Behörde wie das KBA aus? Wie weit reicht die politische Einflussnahme der im Schreiben genannten Hersteller frage ich mich?
Was ich vermisse, sind Tipps, wie man die Feinstaubbelastung reduzieren kann, ganz ohne neue Karre im Hof. Da gäbe es ja durchaus sofort wirksame Maßnahmen. Radfahren zum Beispiel. Oder ein flächendeckendes Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Oder ein im Preis reduziertes Pendlerticket und eine Bahn, auf die Verlass ist. Überhaupt, was ist denn mit einem Ausbau des ÖPNV, vor allem in ländlichen Gebieten?
Man möge mich bitte nicht falsch verstehen, ich neide niemandes Auto, mir ist durchaus bewusst, dass nicht alle Rad fahren können oder wollen. Aber so gar keine Anreize zu schaffen, die Karre auch mal stehen zu lassen, finde ich fahrlässig.
Tom
15. Januar 2019 15:11
Mal davon abgesehen, dass der Versand dieses Schreibens wohl dem geschuldet ist, dass Verkehrsminister Scheuer nur ausführende Kraft der Autofirmen ist – es stimmt schon, dass die neuen Autos für bessere Luft in unseren Städten führen. Das wars dann aber schon. Denn von der Gesamtökobilanz fällt die Umweltprämie schlicht und einfach durch. Die Minimalersparnis bei den Abgasen im Betrieb wird durch die Verschmutzung bei der Herstellung und Entsorgung mehr als zunichte gemacht. Von der Farce der angeblich umweltfreundlichen “E-Autos” mal ganz zu schweigen. Aber klar, es wird mal wieder nur auf die Verbesserungen geschaut, die man bei uns in Deutschland messen kann. Die Umweltvernichtung in Entwicklungsländer durch Rohstoffabbau und Entsorgung will ja keiner sehen.
bernd
15. Januar 2019 15:52
Völlig richtig Tom… auch vor diesem Hintergrund regt mich das Schreiben auf. Oder auch: Was passiert eigentlich mit den ganzen 6 -10 Jahre ‘alten’ Autos, die ‘getauscht’werden? Kommen diese als modernisierte Refurbish-Modelle wieder auf den Markt oder werden sie ins Ausland verkauft? Unterm Strich: denen die uns alle jahrelang angelogen haben, wird die Möglichkeit gegeben, aus ihrem Versagen noch Profit zu schlagen. Ich kotze!
Oliver
15. Januar 2019 16:38
Die gehen sicherlich wie bisher alle alten Autos nach Afrika. Könnte auch kotzen.
Anonymous
15. Januar 2019 16:04
4.5
Jochen
15. Januar 2019 16:09
Unfassbar – und ein weiterer Beleg, wie runtergerockt das Verkehrsministerium nach 3 bayerischen Verkehrsministern in Folge ist. Ach ja, der Vorgänger Scheuers ist auch noch Urheber des »Unworts des Jahres«.
Soviel können wir doch alle gar nicht fressen, wie wir kotzen müssten …
bernd
15. Januar 2019 16:27
…können schon. Kotzen kann ich aber auch ohne Fressen.
Anonymous
15. Januar 2019 16:47
5
grf
17. Januar 2019 2:17
Darf ich meinen 30 Jahre alten, 10 Liter Super Plus saufenden Sportwagen jetzt gegen einen Modernen Diesel eintauschen? Ausgerechnet von VW, Daimler und BMW, weil diese Marken ja genau die Autos bauen die irgendwer der in der Stadt lebt kaufen sollte? In diesem Moment besitze ich zwei Autos, keines davon angemeldet. Ebenso besitze ich drei Fahrräder, die sehr viel weniger verbauchen und die ich täglich benutze. Wenn du auf dem Land wohnst brauchst du wirklich dein Auto, hast aber auch keine Fahrverbote zu fürchten. Lebst du in der Stadt sehe ich keinen Grund, abseits der eigenen Bequemlichkeit, dass man sein Auto wirklich zwingend braucht (natürlich gibt es wie immer Ausnamen). Wie wäre es mal einfach mit Anreizen abseits von dem was den Autobauern mehr Geld in die Kassen spült? Bessere Infrastruktur, mehr Radwege etc.?
bernd
17. Januar 2019 8:15
Danke Dir für Deine Antwort…! Keep on riding!