Randnotiz: Im Text nenne ich den Namen des Campingplatzes. Das tue ich unaufgefordert und ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten oder erhalten zu haben. Uns hat es dort einfach gut gefallen. Aber es ist Werbung.
Urlaub ist, egal wie lang, immer zu kurz. Und kaum ist man zu Hause, braucht man einige Tage, um sich vom Erholen zu erholen. Es sind die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und die daraus resultierende Notwendigkeit, sich entscheiden zu müssen. Strand oder Berge? Hotel, Camping oder Ferienwohnung? Citytrip oder Wanderung? Schon im Vorfeld zu viele Optionen. Mein Bauch entscheidet. Übernimmt mein Kopf, endet es nicht selten damit, dass ich resigniert und frustriert aufgebe. Wer schon mal mit mir essen war und gesehen hat, wie ich eine Speisekarte studiere, weiß was ich meine. Und hey, das Gras auf der anderen Seite ist wirklich immer grüner.
2017 hatte meine Frau daher die Urlaubsziele ausgesucht und einen sensationellen Job gemacht. Anfang Mai eine Woche Ostsee und im August fuhren wir nach Südtirol. Genauer: ein Tal zwischen Ötztaler und Sarntaler Alpen. Ein Fluss mäandert sich dort auf seinem Weg nach Meran durch die Berge – die Passer. Das flankierende Tal nennt sich Passeier. Unser Ziel dort: der Campingplatz Passeier in Saltaus. Nach einer fahrend verbrachten und daher schlaflosen Nacht trudelten wir am frühen Morgen dort ein. Der Regen der letzten Stunden lag noch als schwerer Dunst in der Luft und es gab keinen Kaffee.
Noch auf der Autobahn, glaubte ich mein Heil in einem koffeinhaltigen Heißgetränk der Marke Truckersocke zu finden und nur die Aussicht auf einen echten Espresso hatte mich den Umweg über Bozen ertragen lassen und nun das. Wir waren einfach zu früh, die Nacht spie gerade einen trüben Morgen aus und die Rezeption des Campingplatzes hatte noch geschlossen. Suchend erkundeten wir die Umgebung per pedes. Die Ohren übernahmen dabei die Führung und folgten einem Rauschen. Das Rauschen wurde zu einem Brüllen und wer da brüllte war die Passer, die sich als druckvoller brauner Strom wütenden Wassers präsentierte. Das kam zwar von der Farbe einem Kaffee nahe, trinken wollte ich die Brühe aber nicht. Auf unserer Suche nach dem konzentrationsfördernden Wachmacher, sahen wir uns den noch im Schlaf befindlichen Campingplatz etwas genauer an. Dieser liegt direkt am Fluss und ausserdem an einem nach Meran führenden Radweg. Eine Seilbahn ist ebenfalls fußläufig erreichbar und transportiert fußfittes Volk zu ausgedehnten Wandertouren rund um den Hirzer, dem höchsten Berg der Sarntaler Alpen. Der Platz selber ist recht klein, aber sehr familien- und haustierfreundlich.
Im Laufe des voranschreitenden vormittags gab es dann aber doch noch Möglichkeiten den Koffeinspeicher aufzufüllen und es stellte sich die Frage: was fängt man im Passeier an? Das bleibt natürlich jedem selbst überlassen. An Möglichkeiten mangelt es aber nicht und wir konnten zudem aus der kommunikativen Petrischale Campingplatz jede Menge Tipps extrahieren.
Als da wären:
Familienradtour nach Meran:
Wer dem Lauf der Passer auf dem parallel verlaufenden Radweg in Richtung Südwesten folgt, erreicht nach ca. 9 km Meran. Schöner und eindrucksvoller ist meiner Meinung der Weg zu Fuß über den Meraner Waalweg. Die Innenstadt Merans ist für den Fahrzeugverkehr gesperrt und das ist gut so. Denn Meran ist während der Sommerferien ohnehin ziemlich voll. An Cafes u.ä. herrscht kein Mangel. Und auch das Einkaufserlebnis kommt nicht zu kurz. In meinem Fall war der Weg dorthin aber das Ziel.
Maiser Waalweg Saltaus bis Meran:
Waale sind künstliche Bewässerungskanäle. Die parallel dazu angelegten Wege nennt man Waalwege. Der Maiser Waalweg führt von Saltaus nach Meran. Etwas oberhalb der Passer schlängelt er sich am Hang entlang, malerisch eingebettet von Apfelplantagen und Weinstöcken. Barfuß laufen empfohlen. Auf knapp 9 Kilometern steigt man ca. 300 HM, die sich aber kaum bemerkbar machen. Nicht alleine deshalb ist er auch mit kleinen Kindern gut zu bewältigen. Und auch die Augen kommen nicht zu kurz.
Europawanderweg E5:
Ein kurzer Teil des 3.200 km langen Fernwanderwegs E5 führt unterhalb des Hirzer Gipfels durch die Sarntaler Alpen bis nach Bozen.
Zum Anschmecken empfiehlt sich eine Tour von Klammeben (Bergstation der Hirzer Seilbahn) nach St. Leonhard. In dieser Richtung ist sie auch mit einem trittfestem Kind geeignet. Aber Achtung… die Tour ist ca. 15 Kilometer lang und von der Bergstation muss man noch bis auf 2.260 Meter aufsteigen. Landschaftlich ist die Wanderung ein Traum! Höher hinaus führt nur der Weg zur Hirzer Spitze (2.781 m).
Mountainbike:
Südtirol ohne ein Fahrrad dabei zu haben? Undenkbar! Hin- und hergerissen zwischen schnellen schmalen und satten breiten Reifen entschied ich mich für das Bergrad. Ausserdem transportiert die Hirzer Bergbahn Fahrräder bis zur Mittelstation nach Prenn. Diesen Service habe ich jedoch nicht in Anspruch genommen. Viel mehr habe ich auf eigene Faust versucht, den Holy Trail zu finden. Recherchen im Vorfeld waren allerdings wenig ergiebig. Ganz im Gegenteil. Gefahren bin ich u.a. den Gsteir Trail, der mit seinen Stufen und querenden Wurzeln meinen Adrenalinpegel ansteigen ließ. Technisch einfach aber spaßig war auch die ausgeschilderte Mountainbikeabfahrt über Prenn, auch wenn die letzten 200 HM auf Asphalt zurück zu legen waren. Eine Katastrophe hingegen war der ebenfalls angelegte und ausgeschilderte Hinterbrugg Downhill. Der ergiebige Regen des Jahres 2017, sowie ein durchschnittliches Gefälle von 30% bildeten eine unheilige Allianz. Eine stellenweise 1 Meter tiefe Wasserrinne verlief in der Mitte des Trails. Und weil es regnete wie aus Kübeln als ich die Abfahrt in Angriff nahm, führte diese Rinne auch ergiebig spontan auftretende Feuchtigkeit gen Tal.
Baden in der Passer:
An einigen Stellen der Passer, haben sich links- und rechtsseitig des Flusses Gumpen gebildet, die an heißen Tagen zum Baden einladen. Danach zum Trocknen auf die warmen Steine legen. Großartig!
Fazit: Für Familienurlaube mit dem Fokus zu Wandern vergebe ich Saltaus im Passeiertal 9 von 10 Punkten.