Anzufangen ist wichtiger als anzukommen.
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Des Wahnsinns fette Beute …

Das mit dem Klopapier fand ich ja noch ganz lustig. Wenn auch nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet Klopapier den ein oder anderen Arsch retten soll. Tut es nicht. Ehrlich.

  1. Man kann es nicht essen. Also man kann schon, aber es schmeckt fad. Habe ich das ausprobiert? Ja, irgendwann mal.
  2. Und bei tagelangem Durchfall ist der Griff zum Klopapier keine Freude mehr. Eher schon der zum Duschkopf. Verständnis hätte ich also gehabt, wenn wer auch immer Bidets auf Vorrat gekauft hätten. Die waren aber vermutlich zu sperrig und zu schwer.

Aber einer alten Frau die Spaghetti aus dem Einkaufswagen klauen? Gehts noch? Meine Mutter, selbst schon über 80, ließ es sich nicht nehmen, selber einkaufen zu gehen. Großer Discounter, 4 Buchstaben, wenig Bio, weil kleine Rente. Da schleppt sich die gute Frau also vom zweiten Stock die Treppe herunter, dann eine Straße hinauf, am Kreisel links und schon ist sie da. Kopfschüttelnd zieht sie ihren Wagen an den leergeräumten Regalen vorbei. Sie fühlt sich zurückversetzt ins Jahr 1945, nur das damals die Knochen nicht so weh taten. Zum Glück braucht sie ja nicht viel. Ein paar Nudeln, ein bisschen Gemüse, Joghurt. Und tatsächlich, zwei Packungen Hartweizen-Mikado gibt es noch. Die Gunst der Stunde nutzend, schnappt sich die Frau Mama gleich beide Päckchen, damit sie für die Woche was zu essen hat. Der Rest ist schnell erledigt. An der Kasse dann das böse Erwachen … die Nudeln sind weg. Da kommt man vermutlich auch als jüngerer Mensch ins Stocken. Mensch, ich hatte doch … wo habe ich denn … die waren doch eben noch da. Habe ich die nicht in den Wagen gelegt? Und so ähnlich. Also kehrt Marsch und im Regal nochmal nachschauen, ob die Beute dort vergessen wurde. Nein, alles leer. Mit leerem Magen und fast leerem Wagen zurück zur Kasse. Der Glaube an die geistige Gesundheit erleidet schweren Schaden. Auf dem Weg nach draußen aber klärt sich alles auf. Eine andere ältere Dame hat den Vorfall beobachten können. Ein kleiner Junge war es, der wohl im Auftrag seiner Mutter die Nudeln aus dem Wagen meiner Mutter entwedete. Natürlich waren die beiden zum Zeitpunkt des Berichts über alle Berge.

Seit einer Woche gehen wir nun für meine Mutter einkaufen. Ich habe mich erstaunlich schnell an den Anblick leerer Regale gewöhnt. Irgendwie ist auch immer gerade das weg, was wir nicht brauchen. Im Supermarkt unserer Wahl sind z.B. in Sachen Klopapier immer nur die Premiummarken vergriffen, extra flauschig für den empfindlichen Po. Diese und das in Plastik verschweißte Grillgut, sowie die billigste haltbare Milch. Und natürlich Desinfektionsmittel. Ja und die Nudeln halt. Bis auf den letzten Schmetterling. Morgen ziehen wir wieder los. Mit Baseballschlägern und Schlagringen. Meine Mutter braucht noch ein Dinkelbrot.

1 Comment
  1. Manfred

    21. März 2020 16:07

    Keine Ahnung wo ihr lebt, aber am geistigen Wohl der Menschheit darf man inzwischen wohl wirklich Zweifel haben! In Amerika sieht man dieser Tage schlagen vor “Gun-Shops”, da fragt man sich ob sie die für sich selbst oder den Virus kaufen…
    Wir haben inzwischen (Tirol) die erste Woche der Ausgangssperre hinter uns (Lebensmittelkaufen, Arbeiten und ein paar weitere Dinge sind erlaubt) und ich habe noch von keinem Fall gehört wo’s Klopapier ausgegangen ist – die Lebensmittelgeschäfte sind alle prall voll lediglich vereinzelt fehlt was, meist weil’s sowieso immer nur alle 2 oder 3 Tage geliefert wurde oder man noch keine Zeit zum einräumen hatte.
    Die Älteren unterstützen ist Gebot der Stunde, das hätte die Frau ihrem Jungen beibringen können und nicht wie man ihr die Nudeln aus dem Wagen klaut. Es bleibt die Hoffnung dass das Leben manchen tatsächlich für seine Taten straft, in dem Fall bitte die Mutter – der Junge hat hoffentlich noch die Chance von irgend einem besseren Vorbild zu lernen.
    Bleibt gesund und mit etwas Glück lachen wir in einem Jahr darüber was 2020 so alles passiert ist!

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