Der Candy B. Graveller und die Frage nach dem Warum?
In der Weite der Bloggerlandschaft finden sich schon jetzt einige lesenwerte Beiträge zum diesjährigen #cbg22, die ich gerne hier verlinke. Dort erfahrt ihr vieles, wenn nicht sogar alles über die Hintergründe, die Strecke, die Camps, das Wetter, den Schlamm und schliesslich die Einfahrt nach Berlin. Darüber werde ich also nicht oder zumindest sehr wenig schreiben.
Vielmehr möchte ich den Blick nach innen richten, um nachzuspüren, worin meine Motivation besteht, nun schon zum dritten Mal die Strecke Frankfurt – Berlin auf dem Fahrrad zurück zu legen. Denn das ist die Frage, die mir immer wieder vor allem von Nicht-Radfahrenden gestellt wird und deren Beantwortung mir schwer fällt. Machen wir uns also auf die Suche nach dem „Warum?“
Das ich 200 oder 300 Kilometer im Sattel verbringen kann, auch wenn die Bedingungen oder die Vorbereitung oder beides nicht optimal sind, weiss ich. Been there, done that! Eine Verschiebung meiner Leistungsgrenzen in Richtung höher, schneller, weiter interessiert mich wenig. Ok, vllt. weiter, aber das ist ein anderes Thema. Weder scheisse ich gerne in den Wald, noch teile ich mir gerne eine Toilette mit Dutzenden anderen. Und ehrlich gesagt schlafe ich lieber in meinem Bett, statt in einem feuchten Schlafsack.
An anderer Stelle dieses Blogs schrieb ich bereits, dass ich keine Lust mehr habe Rad zu fahren, nur um Rad zu fahren. Nicht ohne diese Aussage umgehend zu relativieren. Aber dennoch… damit ich meine Komfortzone verlasse, brauche ich eine Motivation. Zum Bsp. in Form eines kleinen Päckchens, das nach Berlin gebracht werden muss, um einem mir fremden Kind eine Freude zu machen. Intrinsisch motiviert also. Zack! „Das kannst Du doch mit der Post schicken oder Du überweist einfach Geld….“ Eine einwandfreie, weil korrekte Replik. Und am Ende ist es den kindlichen Empfängern vermutlich auch Wurst, ob das Gewünschte mit DHL, Brieftaube oder auf einem Esel nach Berlin gebracht wird. Oder von vielen Eseln auf Stahlrössern. Ich weiss, es gibt Radfahrer*innen, die sich sprichwörtlich gerne in die Fresse hauen, bei denen Schmerz zum Erleben dazu gehört, die die Strapazen brauchen, um sich lebendig zu fühlen. Mich setzt Du einfach in eine Blumenwiese, fütterst mich ab und an und es ist gut.
Die Antwort ist, dass ich mich jedes Mal aufs Neue berufen fühle mit einem Päckchen nach Berlin zu fahren, weil ich mit dem Zustand der Welt die wir gemeinsam bewohnen nicht zufrieden bin. Weil ich glaube, das Menschlichkeit, Güte und Gemeinsinn höher im Kurs stehen sollten als persönliche Belange. Und auch wenn sich, so wie gerade wieder, irgendwo auf der Erde ein Irrer darin versucht, den letzten Funken Hoffnung in mir zu löschen, dann setze ich mich aufs Rad und sage: Fick Dich! Ich werde auch weiterhin das Schöne und Gute sehen und ich weiß, das ich nicht alleine bin.
PS: Wenn es eines kleinen Beweises bedarf, sind das zum Beispiel die Menschen, die sich unabhängig des Wetters und der Uhrzeit irgendwo an die Strecke stellen und Getränke, Süßes und Wärme spenden, um die Pilot*innen zu unterstützen. Dank geht raus an die Trailmagiere!!! Ihr seid die Besten!
Hilmar
29. April 2022 21:52
Danke für die schönen Gedanken!
Liebe Grüße
Hilmar