Die eine Hälfte der Nacht verbringe ich damit meine Sachen zu waschen, gefolgt von ein bisschen Schlaf und dem Versuch, das nasse Zeug trocken zu föhnen. Es war alles nass, nachdem ich meine vom Regen getränkten Klamotten zu den anderen in den Rucksack gesteckt hatte. Die Schuhe habe ich mit Klopapier gefüttert, der Rest liegt und hängt im Hotelzimmer herum, das ich überraschenderweise wieder für mich alleine habe. So gehe ich wenigstens niemanden auf den Sack. Ein frühes Frühstück mit den Buben von Laktatnebel, heute volles Programm…. Müsli, Croissant, Ei, Brötchen süß, Brötchen salzig, viel Kaffee. Und um kurz nach acht holt uns ein Bus am Hotel ab und fährt uns zurück nach Vittorio Veneto. Die heutige Etappe ist überwiegend flach. Lediglich die Prosecco-Berge liegen noch zwischen uns und dem adriatischen Meer. Alle fahren kurz/kurz, die Stimmung ist ausgelassen. Nacheinander starten erst die Teams und danach die Solofahrer. Wie auch in den Tagen zuvor zieht sich das Grupetto zunächst ein wenig auseinander, findet dann aber wieder zusammen. Eine ganze Weile klappt das gut, bis einer der Fahrer im Grupetto beim Einscheren in die Gruppe ein Hinterrad erwischt und direkt vor mir zu Fall kommt. Für die nächsten Kilometer herrscht Unruhe, aber der erste Checkpoint ist in Rufweite. Während der Anfahrt desselben erwischt es mich. Vor mir schwenkt eine Fahrerin nach links aus und ich fahre ihr ins Hinterrad. An und für sich kein wilder Sturz, ihr Hinterrad hat aber etwas abbekommen und auch mein Rad trägt sichtbare Spuren des Aufpralls, die sich aber mit einigen Handgriffen wieder richten lassen. Auf jeden Fall beschließe ich alleine weiter zu fahren.
Das Team Johannesviertel-Connection. Andreas, Alljoscha, Karl und Sebastian (v.l.n.r.) – Danke Euch Jungs, es war mir ein Fest!
Heute ist Obsttag, zumindest für mich. Eine Nekatrine, einen Apfel und zwei Bananen später sitze ich wieder auf dem Bock. Die Flaschen fülle ich diesmal mit einem Gemisch aus Honig und Wasser – grandios! Und es geht bergab… die nächsten 20 km mind. 40 Höhenmeter, klar das da der Gegenwind nicht fehlen darf. Irgendwann spüre ich eine Hand an meinem Rücken. Es ist Alban, der mich schiebt und anfeuert schneller zu fahren. „Das hatten wir doch schon…“ denke ich mir, bleibe aber dran. Die 40 Kilometer bis zum zweiten Checkpoint legen wir in etwas über einer Stunde zurück. Da haben wir uns eine Pause verdient. Im Park Hotel Villa Fiorita***** genießen wir eine Runde im Pool, Sandwiches und Cola.
Foto: Bengt Stiller
Und weiter geht die Hatz…. 18 Kilometer vor dem Ziel kann ich Albans Tempo nicht mehr mitgehen und lasse es etwas rollen. Bald kann ich aber auf das Team von Justin aufschließen, dieser ist auch in Ballerlaune und feuert seine Teamkollegen an, schneller zu fahren. Um ihn herum bildet sich ein schnelles kleines Peloton und gemeinsam machen wir die Straße dicht. Wir stimmen uns nicht ab, nur Justin brüllt ab und an, um uns anzutreiben. Wir ballern durch die Kreisel, die von Verkehrspolizisten abgeriegelt werden. Es fühlt sich an wie ein echtes Rennen. Und so finalisieren wir es auch. Justin weist ein letztes Mal eine Tempoverschärfung an, aber kurz vor dem Ziel nehmen alle unabgesprochen das Gas raus und der Handbiker schießt über die Ziellinie in Jesolo. Ein absoluter Gänsehautmoment! Wieder fallen sich Menschen in die Arme, es wird gelacht, geweint, gejubelt. Mir ist jetzt erstmal nach Ruhe und so checke ich im Hotel ein.
Foto: Carlos Fernandez Laser
Eine Dusche später stehe ich am Strand und laufe die 6 Kilometer zur Partylocation des abends. Jesolo ist hässlich. Im wörtlichen Sinn. Hotel an Restaurant an Bar an Hotel. Die gesamte Strandpromenade lang. Aber da ist eben auch das Meer…. via Facetime telefoniere ich mit meiner Familie, um sie wenigstens virtuell daran teilhaben zu lassen. Füße im Sand, den Kopf in der Sonne, einatmen, ausatmen, sein.
Das Team von Rad Race hat mit der Tour de friends ein großartiges Event aus der Taufe gehoben und sehr gut umgesetzt. Das schreit förmlich nach einer Wiederholung. Das es an den ersten beiden Tagen mit der Verpflegung knapp wurde, mag der Tatsache geschuldet sein, dass manch einer den Hals nicht vollbekommen hat. Wobei ich mir das bei Cliffbars ehrlich gesagt nicht vorstellen kann. Aber jeder wie er mag. Von mir ein dickes Danke an das ganze Team rund um Ingo und Jan! Das war leider geil.
Und wie war die After-Race-Party? What happens in Jesolo, stays in Jesolo!
Anonym
28. September 2017 16:12
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